MBT – Mentalisierungsbasierte Psychotherapie

Was ist Mentalisieren?

Mentalisieren ist die Fähigkeit, sich psychische Gründe und Motive für ein Befinden oder Verhalten vorstellen zu können. Wir können uns bestenfalls unserer eigenen Gedanken, Einstellungen, Wünsche oder Gefühle bewusst sein, die der anderen aber können wir nur erahnen, erschließen aber nie wirklich „wissen“.

Wir mentalisieren also dann gut, wenn wir Erwartungen, Befürchtungen oder Emotionen neugierig hinterfragen, uns in andere hineinversetzen und verschiedene Sichtweisen einnehmen.

Mentalisieren ist, mich von außen und andere von innen betrachten können.

Mentalisieren ist eine notwendige Voraussetzung für ein gelingendes soziales Miteinander. In sehr emotionalen oder stressigen Situationen, ist das Mentalisieren besonders schwer. Dann neigen wir zum vereinfachenden (schwarz-weiß) Denken, wo man dann dem Anderen bestimmte Motive unterstellt (z. B. dass ein nachdenklicher Gesichtsausdruck meines Gegenübers eine Kritik an mir ist), voreilige Schlüsse zieht oder an fixen Überzeugungen festhält. So kommt es schnell zu Missdeutungen und Missverständnissen, die sich wiederum negativ auf das emotionale Befinden auswirken.

Bei anhaltenden Belastungen und psychischen Erkrankungen ist die Mentalisierungsfähigkeit immer wieder langfristig beeinträchtigt oder stark herabgesetzt. Dadurch wird die Begegnung mit anderen Menschen zu einer ständigen Herausforderung.

Die innere Welt (z.B. Gedanken, Überzeugungen, Gefühle und Phantasien) und die äußere Realität werden dann in ihrer Bedeutung als identisch erlebt, z.B.: Ich habe Minderwertigkeitsgefühle und schließe daraus, dass ich nichts wert bin. Erschreckende innere Bilder und subjektive psychische Erfahrungen (Albträume, Flashbacks, negative Gedanken, …) bekommen Realitätscharakter.

Mentalisierungsbasierte Psychotherapie

In der MBT arbeiten wir gezielt daran, von den direkt beobachtbaren und unmittelbar erlebten Wirkungen eines Verhaltens Abstand nehmen zu können und nach den dahinterliegenden Motiven und Repräsentationen zu fragen.

Mentalisierungsbasierte Psychotherapie fokussiert auf das zwischenmenschliche Beziehungsgeschehen im Hier und Jetzt. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf das, was in der Interaktion, im Beziehungsmuster, im Körpererleben, in den Gefühlen und Gedanken der beteiligten Personen auftaucht. Ziel ist die Erarbeitung von Möglichkeiten und Strategien zur besseren Regulation der Emotionen und des Selbsterlebens.

Die psychotherapeutische Beziehung, vor allem das Beziehungsgeflecht in der Gruppenpsychotherapie, bietet gerade deshalb eine wichtige Chance, diese Vermögen (wieder) zu erlangen.

Gruppenpsychotherapie eignet sich also besonders dazu, soziale Wahrnehmung und soziale Kognition zu üben und dadurch die Mentalisierungsfähigkeit, die soziale Kompetenz und in der Folge die Lebensqualität zu verbessern.

MBT ist besonders hilfreich bei …

  • Borderline Persönlichkeitsstörung
  • chronischen Traumafolgestörungen
  • posttraumatischer Belastungsstörung
  • Essstörungen
  • psychosomatischen Störungen
  • Psychose-Erkrankungen
  • Folgeerkrankungen im Zuge von ADHS und Autismus (Depression, Angststörungen, …)